Das BMBF fördert seit Ende 2022 das „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“. Forschende treiben in fünf Kompetenzclustern und 17 Projekten die Entwicklung von Anonymisierungstechnologien voran, um den technischen Datenschutz zu verbessern und datenbasierte Innovationen zu ermöglichen.
Digitale Systeme sind heutzutage allgegenwärtig: Smartphones, Smarthomes, Medizintechnik und zunehmend digital vernetzte Fahrzeuge sind nur einige Beispiele. Der moderne Alltag ist ohne digitale Systeme aller Art kaum mehr vorstellbar. Beim Betrieb dieser Systeme fallen umfangreiche Daten an, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten erlauben. Basierend auf der maschinellen Auswertung von Kunden-, Geschäfts- und Prozessdaten bestücken Supermärkte ihr Sortiment, optimieren Speditionen ihre Touren, werden Energienetze effizienter ausgelastet und Industrieanlagen effektiver gewartet. Durch die Auswertung von Daten wird die Verkehrsplanung und -steuerung verbessert, autonomes Fahren ermöglicht und eine individuelle Gesundheitsversorgung unterstützt. Kurzum: Daten bilden die Grundlage der digitalen Gesellschaft; sie fallen überall an und ermöglichen immer mehr digitale Dienste und datengetriebene Geschäftsmodelle.
Allerdings führt das Spannungsfeld zwischen Datennutzung und Datenschutz aktuell dazu, dass das Potenzial der Digitalisierung und darauf aufbauender Anwendungen, Dienste und Geschäftsmodelle in Deutschland noch nicht umfassend genutzt wird. Kernaufgabe der Forschenden im „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“ ist es daher, Technologien, Verfahren und Methoden zu entwickeln, um personenbezogene Daten zu anonymisieren und sie dadurch rechtskonform für datenbasierte Dienste und Innovationen nutzbar zu machen. Auf Grundlage der anonymisierten Daten sollen zudem Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickelt und erprobt werden, die sich beispielsweise in Mobilität, Medizin oder Verwaltung einsetzen lassen und die Digitalisierung vorantreiben.
„Mit dem ‚Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung‘ wollen wir die Digitalisierung und damit die Nutzung von Daten vorantreiben und gleichzeitig für besseren Datenschutz sorgen. Ziel ist es, Technologien, Verfahren und Methoden zu entwickeln, um personenbezogene Daten zu anonymisieren und sie dadurch rechtskonform für datenbasierte Dienste und Innovationen nutzbar zu machen. So stärken wir die Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger in der digitalen Welt und zeigen, dass Datenschutz Innovation nicht etwa hemmt, sondern Triebfeder der Digitalisierung sein kann."
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger
Das Netzwerk besteht aus fünf Kompetenzclustern, die unterschiedliche Anwendungsbereiche von Anonymisierung adressieren.
Die Kompetenzcluster im Überblick
AnigeD – Rechtskonforme Anonymisierung bei der Kombination von Datensätzen mit Georeferenzierung
AnoMed − Anonymisierung für medizinische Anwendungen
ANYMOS − Anonymisierung für vernetze Mobilitätssysteme
AVATAR − Anonymisierung persönlicher Gesundheitsdaten durch Erzeugung digitaler Avatare in Medizin und Pflege
IIP − Intelligente Nutzung verschiedener Verkehrsmittel
Komplementär zu den Clustern fördert das BMBF 17 Forschungsprojekte, die innovative und effiziente neue Verfahren, Methoden und Technologien entwickeln, um die datenschutzkonforme, anonymisierte Bereitstellung und Nutzung von Daten zu fördern.
Die Forschungsvorhaben im Überblick
AnGer – Anonymisierung von Gerichtsentscheidungen für E-Justice und Legal Tech
AnoMoB – Anonymisierte Erfassung und Nutzung von Mobilitäts- und Bewegungsdaten
ANONY-MED – Rechtskonforme Nutzung von Gesundheitsdaten durch Anonymisierung
ATLAS – Datentreuhänder für anonymisierte Analysen in kommunalen Datenräumen
DARIA – Identitätsbetrug und Ausfallrisiko durch datenschutzkonforme Verwertung von Daten minimieren
EAsyAnon – Empfehlungs- und Auditsystem zur Anonymisierung
explanym – Erklärbare Anonymisierung intermodaler Mobilitätsdaten
FIIPS-at-Home – Frühwarn-, Informations- und Angriffserkennungssystem für Smart Home
GANGES – Gewährleistung von Anonymitäts-Garantien in Unternehmensanwendungen
KI-AIM – KI-basierte Anonymisierung in der Medizin
Medinym – KI-basierte Anonymisierung personenbezogener Patientendaten in klinischen Text- und Sprachdatenbeständen
NEMO – Nicht-Identifizierbarkeit von Daten aus Elektroenzephalografie für Open Science
PATH – Plattform für den Austausch von Gesundheits- und Wellnessdaten
PriSyn – Repräsentative, synthetische Gesundheitsdaten mit starken Privatsphärengarantien
PrivacyUmbrella – Privatheit von Daten sicherstellen durch umfassende Bereitstellung von Anonymisierungsverfahren
SAM-Smart – Sicherheitsassistenzmanager für das Smart Home
SynthiClick – Synthetische Datenerzeugung anhand von Nutzungsverhalten im World Wide Web
Das „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“ wird auf Basis des Forschungsrahmenprogramms der Bundesregierung zur IT-Sicherheit „Digital. Sicher. Souverän.“ gefördert und zahlt auf die Agenda Cybersicherheitsforschung sowie die Leitinitiative Hyperkonnektivität des BMBF ein. Es ist zudem Teil der Umsetzung der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation, der Digitalstrategie und Datenstrategie der Bundesregierung. Finanziert wird die Maßnahme über den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) im Rahmen des EU-Programms „NextGenerationEU“.