FORSCHUNG FÜR INNOVATIVEN DATENSCHUTZ IN EINER HYPERVERNETZTEN WELT
In der vom Bundesforschungsministerium geförderten Plattform Privatheit untersuchen Expertinnen und Experten interdisziplinär Fragestellungen zu Privatheit und Datenschutz in der digitalen Welt. So sollen wichtige Grundlagen für eine Datennutzung gelegt werden, bei der die informationelle Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürgern gewahrt bleibt.
Ob bei der Nutzung von Smartphones, Fitnesstrackern oder im vernetzten Zuhause − in unserem digitalisierten Leben fallen ständig und überall Daten an. Sie sind die Basis für viele nutzbringende Innovationen und ermöglichen neue digitale Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Doch viele Daten sind auf einzelne Personen beziehbar und enthalten sensible Informationen, wie etwa zum Gesundheitszustand, zu Kommunikationsinhalten oder zum Kaufverhalten. Solche Daten verraten also sehr viel und sind deshalb für Menschen im Sinne des Datenschutzes und der Privatsphäre besonders schützenswert. Gleichzeitig sind diese Daten aber auch für Unternehmen besonders wertvoll, da sie ein großes kommerzielles Potenzial besitzen. Die digitale Vernetzung unserer Gesellschaft wird in den nächsten Jahren noch weiter voranschreiten und somit werden beispielsweise im Internet der Dinge noch deutlich mehr persönliche Daten erfasst, gespeichert und ausgetauscht. Es braucht deshalb zukunftsfähige Lösungen dafür, wie Menschen in einer hypervernetzten Welt selbstbestimmt darüber entscheiden können, welche Informationen über sie in welcher Form verwendet werden.
In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Plattform Privatheit untersuchen Expertinnen und Experten interdisziplinär und unabhängig Fragestellungen zu Privatheit und Datenschutz in der digitalen Welt. Die Plattform Privatheit soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass ganzheitliche Lösungen für einen innovativen Datenschutz entstehen, die unsere Werte schützen und unsere Demokratie stützen. Zudem sollen durch die Plattform Privatheit Grundlagen für eine sichere und datenschutzkonforme Datennutzung gelegt werden. So will das BMBF eine Digitalisierung unterstützen, bei der die Grundrechte von Bürgerinnen und Bürgern sowie europäische Werte gewahrt bleiben – und gleichzeitig technologiebasierter Fortschritt gelingt.
Das BMBF will mit der Plattform Privatheit einer interdisziplinären und agilen Forschung den Weg bereiten. Dies soll der sich dynamisch ändernden Forschungslandschaft in Deutschland zum Thema Privatheit gerecht werden, vielfältige Expertise in den Diskurs einbringen und eine fortschrittliche Wertschöpfung ermöglichen. Hierzu setzt das BMBF auf verschiedene Maßnahmen, die sowohl den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs als auch die Entwicklung technischer Lösungen befördern sollen. Neben der Plattform Privatheit fördert das BMBF weitere Forschungsanstrengungen, Datenschutz und Datennutzung miteinander in Einklang zu bringen, wie beispielsweise das Forschungsnetzwerk Anonymisierung oder Datentreuhandmodelle.
„Die digitale Welt erlebt einen ständigen Wandel. Möglichkeiten technischen Handelns, ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzungen und ihr rechtlicher Rahmen verändern sich ständig – und mit ihnen Risiken und Chancen für Privatheit und Selbstbestimmung. In der Plattform Privatheit untersuchen wir in interdisziplinärer Zusammenarbeit, wie unter diesen Bedingungen Privatheit und Selbstbestimmung verstanden werden muss und zum Wohl aller gewährleistet werden kann.“
Prof. Dr. Alexander Roßnagel, Sprecher der Plattform Privatheit
Weiterentwicklung des Forums Privatheit zur Plattform Privatheit
Basis der BMBF-Förderung von Forschung zu Fragen der Privatheit und des Datenschutzes bildet das über viele Jahre erfolgreich geförderte Forum Privatheit. Das Forum wurde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und dem Wissenschaftlichen Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung an der Universität Kassel koordiniert. Die beiden Institutionen sind mit ihrer Expertise nun auch für die Koordination der Plattform Privatheit zuständig. Sie begleiten die im Rahmen der Plattform geförderten Projekte aktiv, unterstützen den gegenseitigen Austausch und stärken Synergien und Kooperationen im Forschungsfeld. Sie schaffen einen Ort für die Präsentation und Diskussion wissenschaftlicher Ideen und Erkenntnisse, sowohl für die Forschungscommunity als auch für Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Beispielsweise wird zu diesem Zweck jedes Jahr eine wissenschaftliche Konferenz veranstaltet. Zur Projektwebsite (externer Link)
Förderrichtlinie „Plattform Privatheit – Bürgerinnen und Bürger bei der Wahrnehmung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung unterstützen“
Die ab Sommer 2023 geförderten Forschungsvorhaben sollen zu einer sicheren Datennutzung beitragen, indem durch Digitalisierung getriebene gesellschaftliche Fragestellungen zu Datenschutz und Privatheit analysiert werden. Bürgerinnen und Bürgern soll durch die Forschungsergebnisse ein informierter Diskurs über Gefahren für ihre Privatheit und Selbstbestimmtheit ermöglicht werden. Die geförderten Projekte entwickeln außerdem innovative Konzepte und tragfähige Geschäftsmodelle, um den europäischen Datenschutz weiter voranzutreiben und eine sichere Datennutzung für unterschiedliche Interessengruppen zu ermöglichen. Zur Bekanntmachung
Die Förderrichtlinie soll eine agile Forschung ermöglichen, die kontinuierlich aktuelle gesellschaftliche Bedarfe aufgreift und es so ermöglicht, dynamisch auf neue Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren. Es können Projektvorhaben eingereicht werden, die aktuelle Entwicklungen mit Bezügen zu Datenschutz und Privatheit im Hinblick auf den Einfluss auf die Lebensrealitäten von Bürgerinnen und Bürgern sowie unser demokratisches System als Ganzes wissenschaftlich untersuchen. Der gesellschaftliche Diskurs über damit verbundene Chancen und Herausforderungen wird dabei gezielt gesucht. Zweck ist zudem, innovative Ansätze und datenschutzkonforme Geschäftsmodelle zu erforschen und zu erschließen, die eine sichere und gleichzeitig innovative Datennutzung im Sinne der europäischen Werte möglich machen. Zur Bekanntmachung
Die Plattform Privatheit wird auf Basis des Forschungsrahmenprogramms der Bundesregierung zur IT-Sicherheit „Digital. Sicher. Souverän.“ gefördert und zahlt auf die Agenda Cybersicherheitsforschung sowie die Leitinitiative Hyperkonnektivität des BMBF ein. Darüber hinaus ist die Plattform Privatheit eine Maßnahme der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation sowie der Datenstrategie der Bundesregierung und leistet damit einen Beitrag zur Digitalstrategie Deutschland.
Forschungsnetzwerk Anonymisierung
Um Datenschutz zu gewährleisten und gleichzeitig mehr Innovationen durch Datennutzung zu ermöglichen, hat das BMBF neben der Plattform Privatheit auch weitere Förderschwerpunkte wie das Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung gestartet. In fünf Kompetenzclustern und 17 Forschungsprojekten werden Technologien, Verfahren und Methoden zur Anonymisierung personenbeziehbarer Daten entwickelt, durch die eine einfache Nutzung der Daten für digitale Innovationen ermöglicht werden soll.