
Wie bleibt Cybersicherheitsforschung wirksam, relevant und gesellschaftlich verankert? Im Abschlusspanel der Konferenz diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik über Wirkung, Nachwuchs, Transfer und Verantwortung.
„Wir brauchen dringend ein besseres Verständnis davon, was Wirkung in der Cybersicherheitsforschung eigentlich heißt“, forderte Prof. Dr. Gabi Dreo Rodosek. Forschung dürfe nicht nur in Form von Publikationen und Projekten sichtbar sein, sondern müsse konkret nachvollziehbar machen, welche Beiträge sie für Sicherheit, Resilienz und gesellschaftliche Souveränität leistet. „Wir messen noch zu oft Output, aber nicht Outcome“, so Dreo Rodosek.
Dr. Julia Freudenberg machte deutlich, dass es nicht nur um Technologien, sondern um Menschen gehe: „Cybersicherheit ist eine Frage von Bildung und Haltung.“ Sie forderte, früher anzusetzen – in Schulen, in Familien, in der Öffentlichkeit. Bildung müsse zum selbstverständlichen Teil digitaler Resilienz werden. In der Hacker School versuche man, Kinder und Jugendliche für ethisches digitales Handeln zu sensibilisieren – spielerisch, aber mit ernstem Kern.
Mehrfach wurde die Notwendigkeit betont, dass Bildung nicht erst an der Hochschule ansetzen dürfe. Cybersicherheit müsse in der Breite ankommen – im Curriculum wie im Alltag. Forschung könne hier neue Konzepte liefern – vorausgesetzt, sie versteht sich nicht nur als Technologietreiber, sondern auch als Bildungsakteur.
Auch Dr. Kevin Füchsel sprach sich für ein Umdenken in der Nachwuchsförderung aus: Forschung müsse als gesellschaftliches Angebot kommuniziert werden – nicht nur als Karrierekorridor. Nur so könne man Menschen gewinnen, die nicht nur „etwas mit Technik“, sondern „etwas mit Verantwortung“ machen wollen.
Prof. Dr. Jörn Müller-Quade betonte, dass Transfer kein Automatismus sei: „Gute Ideen fallen nicht von selbst in die Anwendung – sie müssen aktiv übersetzt werden.“ Er forderte institutionelle Brücken zwischen Forschungseinrichtungen, Regulierungsbehörden und Unternehmen. Dr. Kevin Füchsel ergänzte, dass viele Transferhindernisse struktureller Natur seien: Vergaberecht, Datenschutzvorgaben, fehlende Standardisierung. „Wenn wir wirklich wollen, dass gute Forschung in der Fläche ankommt, dann müssen wir sie auch auf diese Realität vorbereiten.“
Engelbert Beyer machte deutlich, dass Transfer nicht nur als nachgelagerter Schritt gedacht werden dürfe, sondern integraler Bestandteil der Forschungsstrategie sein müsse. „Die Dinge liegen alle auf dem Tisch – Institute auf Zeit, Personalwechsel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Pionierrollen des Staates als Ankerkunde. Jetzt müssen wir sie auch umsetzen.“
Er warnte zudem vor überambitionierten Perfektionsansprüchen in der Forschung: „Wir tendieren dazu, Lösungen immer ganz perfekt zu denken – aber das geht oft am Kunden vorbei. Wir brauchen innovationsgetriebene Entwicklung mit echtem Anwendernutzen.“ Zugleich betonte er, dass Menschen der Schlüssel im Transfer seien: Persönliche Wechsel, Netzwerke und Erfahrungsräume zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung müssten gezielt ermöglicht und unterstützt werden.
Julia Dudenko machte sich dafür stark, dass Cybersicherheitsforschung nicht im Elfenbeinturm entstehen dürfe. „Wir brauchen Perspektivenvielfalt – fachlich, sozial, kulturell.“ Nur durch gezielte Diversitätsförderung, den Dialog mit der Gesellschaft und durchlässige Forschungsstrukturen könne Cybersicherheitsforschung relevant bleiben – und gesellschaftliches Vertrauen schaffen.