Concrete Contracts

Digitale Geschäftsprozesse vereinfachen mit GNU Taler

Im Vorhaben Concrete Contracts wollen Forschende das Bezahlsystem GNU-Taler zu einer Plattform für digitale Geschäftsprozesse weiterentwickeln. © AdobeStock / thodonal

Motivation

Die Europäische Zentralbank befasst sich mit einem digitalen Euro, sprich einem Zentralbankgeld, das Menschen und Unternehmen für ihre Zahlungen in elektronischer Form nutzen können. Das Bezahlsystem könnte kostengünstige, einfache, flächendeckend akzeptierte und sichere Transaktionen ermöglichen. Eine solche digitale Währung kann viele Geschäftsprozesse verbessern und beispielsweise Handelsgeschäfte, Währungskonvertierungen, Auktionen und Termingeschäfte vereinfachen. Um diese Prozesse zu digitalisieren, haben bereits einige Akteure spezielle Software entwickelt, die Verträge digital abbildet. Doch solche „Smart Contracts“ führen bislang zu Problemen wie fehlender Effizienz, unzureichendem Schutz der Privatsphäre, steuerlicher Intransparenz und einem Mangel an staatlichen Eingriffsmöglichkeiten gegen kriminelle Aktivitäten. Eine Lösung verspricht das von Forschenden entwickelte Bezahlsystem GNU Taler. Es ermöglicht Anonymität, Transparenz und staatliche Besteuerung.

Ziele und Vorgehen

Im Vorhaben „Ausbau von GNU Taler zu einer Plattform für konkrete Geschäftsprozesse“ (Concrete Contracts) wird das Bezahlsystem GNU Taler zu einer Plattform weiterentwickelt, über die sich konkrete Vertragsformen anonym abwickeln lassen. Elektronische Münzen − Taler genannt – ermöglichen es Privatpersonen, beim Bezahlvorgang anonym zu bleiben. Die Identität einzelner Menschen, nicht aber deren Bezahlvorgänge, ist höchstens treuhändisch Beauftragten bekannt. Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen anbieten, müssen hingegen ihre Umsätze und damit ihre Identität offenlegen. Somit bleibt die staatliche Währungshoheit erhalten und eine Besteuerung möglich. Steuerhinterziehung oder Geldwäsche werden systematisch verhindert.

Die Projektpartner entwickeln Prozesse, bei denen Berechtigungen durch treuhändisch ausgestellte Zertifikate repräsentiert werden. Hierdurch wollen die Forschenden Anonymität bei drei Vertragsformen gewährleisten: bei der Altersprüfung, bei vertrauensvollen Auktionen und bei Bezahlvorgängen mit eingebetteter Hardware.

Innovationen und Perspektiven

Mittelfristig können Forschungsergebnisse dieses Vorhabens zur Etablierung eines digitalen Bezahlsystems für den europäischen Zahlungsverkehr beitragen. Damit würde eine erste digitale Währung geschaffen, die Mehrwerte für Geschäftsprozesse bringt und Anforderungen an das derzeitige europäische Bezahlsystem gerecht wird, ohne die Handlungsfähigkeit von Privatpersonen und Unternehmen einzuschränken. Langfristig soll der Wirkungsradius sogar über ein digitales Bezahlsystem hinausgehen: Über die Plattform soll es perspektivisch etwa auch möglich sein, Währungen zu konvertieren sowie Aktien und Emissionsrechte zu handeln. Die angestrebten Entwicklungen stärken die Rechte von Nutzerinnen und Nutzern sowie die Transparenz bei digitalen Geschäftsprozessen. Das Vorhaben leistet somit einen zukunftsweisenden Beitrag zur Digitalisierung der Gesellschaft in Deutschland und Europa.