Diversitätsgerechter Privatheitsschutz in digitalen Umgebungen
Viele Nutzende digitaler Dienste stimmen der Sammlung und Verarbeitung ihrer privaten Daten oft pauschal zu, ohne sich darüber bewusst zu sein, welche Folgen dies haben kann. Dieses Problem stellt sich bei denjenigen Personengruppen besonders stark, die aus strukturellen oder individuellen Gründen wenig Hintergrundwissen über digitalen Privatheitsschutz mitbringen. Eine tatsächlich „informierte“ Einwilligung kann so nicht erwartet werden. Da es wenig sinnvoll und durchführbar ist, diese Personengruppen etwa in Abendkursen zu erreichen und so die Datenschutzkompetenz zu stärken, sollen stattdessen alternative Herangehensweisen erforscht und erprobt werden, um die informationelle Selbstbestimmung zu unterstützen.
Als Grundlage für die Entwicklung neuer Schutzkonzepte erfolgt im Projekt „Diversitätsgerechter Privatheitsschutz in digitalen Umgebungen“ (DiversPrivat) eine ethisch fundierte Systematisierung verschiedener vulnerabler Gruppen: So werden beispielsweise spezifische Anforderungen und Bedarfe von Kindern, Jugendlichen, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund oder kognitiven Einschränkungen in Bezug auf Privatheit erforscht. Ziel ist, die Sensibilität für die Preisgabe privater Daten zu erhöhen, um potenziell negative Folgen abzuwenden. Die Untersuchungsergebnisse werden dazu verwendet, passende aufmerksamkeitserregende Signale (z. B. visuelle Einblendungen) und andere geeignete Mechanismen zu entwickeln, die verhindern, das etwa dem Sammeln von Daten zu schnell zugestimmt wird. Insbesondere wird erforscht und erprobt, ob die Wahrnehmung von Eingriffen in die Privatheit instinktiv erfahrbar gemacht werden kann und muss. So sollen intuitive Verhaltensweisen zum Schutz der Privatheit gestärkt werden.
Auf Basis ethischer und psychologischer Ansätze werden im Projekt Mechanismen entwickelt, die zu mehr Datenschutzkompetenz bei den Nutzenden führen und insbesondere den Selbstschutz der eigenen Privatheit bei Einwilligungsvorgängen stärken. Dabei sollen insbesondere intuitive Verhaltensweisen im Umgang mit privaten Daten in digitalen Medien gefördert werden. Ein weiterer Fokus betrifft die Erforschung der Grenzen des Konzepts der Einwilligung. Hierfür werden geeignete Lösungsstrategien für unterschiedliche Nutzungsszenarien entwickelt. Aus den Ergebnissen werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Entwicklung und Gestaltung entsprechender Benutzerschnittstellen abgeleitet. Letztlich wird so die digitale Kompetenz von Bürgerinnen und Bürgern gestärkt.