Hochdynamische Verbreitungsformen von Desinformation verstehen, erkennen und bekämpfen
Informationen breiten sich im digitalen Raum oft rasant und auf unterschiedlichen Wegen aus. Sind diese Informationen falsch – sogenannte Desinformation – kann dies die demokratische Meinungsbildung erheblich negativ beeinflussen. Die Erforschung des Phänomens gestaltet sich schwierig, denn Desinformation erweist sich als hochdynamisch. Dies gilt für die verwendeten Technologien ebenso wie für die Verbreitungskanäle, die Aufbereitungsformen und die rechtliche Bewertung. Auch die politischen Kontroversen, entlang derer sich Desinformation besonders stark verbreitet, verändern sich fortlaufend. Bildeten in den vergangenen Jahren noch soziale Online-Plattformen sowie quasi-journalistisch aufbereitete Webportale den Schwerpunkt von Desinformationsdynamiken, verlagern sich diese heutzutage zunehmend in Messengerdienste. Aufgrund dieser komplexen Problemlage müssen Ansätze verschiedener Disziplinen herangezogen werden, um alle Facetten von Desinformation und deren Zusammenspiel erforschen zu können.
Das Projekt „Interdisziplinäre Ansätze zur Erkennung und Bekämpfung von Desinformation unter Betrachtung unterschiedlicher technischer Verbreitungsformen inklusive Messengerdienste (DYNAMO)“ hat sich zum Ziel gesetzt, effektive Instrumente zu entwickeln, die der Verbreitung von Desinformation nachhaltig entgegenwirken. Dazu sollen drei große Fragestellungen beantwortet werden. Die Forschenden untersuchen erstens, wie sich Desinformationen in Messengerdiensten ausbreiten und wie aus ihnen heraus andere soziale Medien erreicht werden. Zweitens analysieren sie, inwiefern wiederkehrende Muster bestehen, aus denen sich Bekämpfungsstrategien ableiten lassen. Drittens soll erforscht werden, welche üblichen Verfahrensweisen hinter den Verbreitungsmustern von Desinformationskampagnen stecken und welchen Einfluss dabei emotionale Inhalte haben. Darüber hinaus untersuchen die Forschenden Besonderheiten von Messengerdiensten in Desinformationskampagnen, um dadurch u. a. geeignete Datenquellen zu bestimmen. Diese bilden im Projekt die Datenbasis für neue Ansätze und Software, die das Forschungsteam entwickelt, um automatisiert auf Quellen zuzugreifen und diese zu analysieren. Die entwickelten Ansätze berücksichtigen die Privatsphäre und den Datenschutz bei der Verarbeitung der Daten gemäß den regulatorischen Anforderungen. Die Projektergebnisse werden abschließend in konkreten Handlungsempfehlungen für Bürgerinnen und Bürger, Medien und Politik verfügbar gemacht.
Verbreitungskanäle von Desinformationen sind hochdynamisch. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, um die aktuelle Verbreitung von Desinformationen in Messengerdiensten zu verstehen, und liefert Ansätze zu deren Bekämpfung. Die Forschenden entwickeln technische Hilfsmittel, die es auch angesichts der hohen Dynamik ermöglichen, Messengerdienste gezielt thematisch zu durchsuchen und mögliche Desinformationen kenntlich zu machen. Indem das Projekt zu einem besseren Verständnis des Phänomens Desinformation und der Verbreitungskanäle beiträgt, hat es einen hohen gesamtgesellschaftlichen Nutzen.