Datenreichtum dank Datenschutz – Projekt zur selbstbestimmten Datenverwertung
Viele Internetfirmen verdienen ihr Geld inzwischen mit dem Handel und der Verwertung personenbezogener Daten ihrer Kunden. Für diese ergeben sich daraus zwar oft Vorteile bei Prozessabwicklungen oder im Service, gleichzeitig stellt das Sammeln sensibler Daten aber eine der größten Bedrohungen der Privatsphäre im digitalen Raum dar. Bürgerinnen und Bürgern entstehen oft Nachteile: Insbesondere fehlt ihnen durch intransparent erstellte Profile die Kontrolle über ihre informationelle Privatheit. Derzeit werden die Betroffenen auch nicht an Gewinnen beteiligt, die Firmen aus den gesammelten Daten erwirtschaften. Eine gesetzliche Regelung, welche die Interessen beider Seiten berücksichtigt, ist bisher nicht in Sicht.
Das Ziel des Projektes myneData ist es, ein persönliches Datencockpit zu schaffen. Damit sollen Nutzerinnen und Nutzer befähigt werden, selbst über die Weitergabe und Verwertung sensibler Daten zu entscheiden und individuelle Präferenzen zum Schutz der Privatsphäre zu formulieren. Nutzer können sensible Daten im persönlichen Datencockpit sammeln, organisieren und sie Interessenten selektiv zur Verfügung stellen. Technisch ermöglicht werden die sichere Speicherung und die selektive Weitergabe der Daten durch den Einsatz fortgeschrittener Anonymisierungsverfahren wie „Differential Privacy“. Nutzerinnen und Nutzer brauchen sich aber mit diesen komplexen Mechanismen nicht auseinander zu setzen. Ihnen steht mit dem Cockpit eine intuitive Bedienoberfläche zur Verfügung, mit der sie genau bestimmen können, wer auf welche Daten zugreifen darf und wofür diese verwendet werden dürfen. Das Cockpit liefert den Nutzern außerdem Informationen und Einschätzungen zu persönlichen Privatsphärenrisiken, um eine entsprechende Sensibilisierung zu bewerkstelligen. Werden personenbezogene Daten zu kommerziellen Zwecken genutzt, erhalten Nutzer darüber hinaus die Möglichkeit, per „Micropayment“ am Erlös beteiligt zu werden.
Das Vorhaben myneData möchte einen völlig neuen Gestaltungsraum für Technologie, Daten-wirtschaft und Gesetzgebung eröffnen. Nutzerinnen und Nutzer sollen über das Datencockpit aktiv Datenverarbeitungsvorgänge steuern und damit hinsichtlich der Verwertung personenbezogener Daten als gleichgestellte Akteure anerkannt werden. Zusätzlich zur technischen Umsetzung bereiten Rechtsexperten im Projekt gleichzeitig eine gesetzliche Neuregelung vor, die der bisher weitgehend willkürlichen Sammlung und Verwertung von Nutzerdaten durch große Online-Unternehmen entgegenwirken soll. Eine solche Neuregelung würde nicht zuletzt den Datenmarkt auch für kleinere und mittelständische Unternehmen öffnen und damit auch die deutsche Wirtschaft wirksam stärken.