Vom 26. bis 29. Juni 2023 fand im Berliner Congress Center das erste jährliche Vernetzungsevent der deutschen 6G-Initiative statt. Die vom Bundesforschungsministerium geförderte und als Veranstalter ausrichtende 6G-Plattform freute sich über 600 Anmeldungen. Ein wichtiger Teil der Veranstaltung war der gleichzeitig stattfindende zweite deutsch-japanische Forschungsworkshop „Beyond 5G/6G“.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger brachte es in ihrem Grußwort auf den Punkt: „Wir wollen 6G mitgestalten. Dafür müssen wir unsere Kräfte vereinen: Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir wollen ein 6G, das Cybersicherheit und Datenschutz von Anfang an berücksichtigt. Privatheit und Selbstbestimmtheit sind ebenso verpflichtend wie ökologische Nachhaltigkeit.“ Der Schlüssel zum Erfolg läge in der Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure, die sich diesen Werten verpflichtet fühlten.
Die Veranstaltung bot dafür mit ihrem Vernetzungscharakter die allerbesten Voraussetzungen. So zeigte sich beispielsweise Dr. Peter Struckmann von der Europäischen Kommission in seiner Keynote am ersten Konferenztag sehr beeindruckt von der schieren Anzahl an Teilnehmenden, die ähnlich hoch war wie bei der zentralen europäischen Konferenz im Bereich zukünftiger Kommunikationstechnologie, der EuCNC. Die Teilnehmenden der Berliner Konferenz der deutschen 6G-Initiative stammten überwiegend aus Deutschland, Finnland, Niederlanden und weiteren europäischen Staaten.
Aus Japan ist eine zwanzigköpfige Delegation angereist. Bei der Konferenz belegte das japanische Team eindrucksvoll, dass globale und gemeinsame Interessen an der Entwicklung und Erforschung des kommenden sechsten Mobilfunkstandards bestehen. In seiner Rede stellte der japanische Delegationsleiter, Takehiro Nakamura (NTT DOCOMO), das japanische „Beyond 5G Promotion Consortium“ und dessen bisherige Ergebnisse vor. Weitere Vorträge thematisierten nahezu alle Aspekte der aktuell laufenden Forschungsanstrengungen rund um 6G: von dessen Energieeffizienz bis zu einer humorvollen Anleitung, wie die Forschung garantiert zu einem Misserfolg werden könnte.
Die Konferenz bot ihren Besucherinnen und Besuchern zusätzlich zu Keynotes, Vorträgen und Panels ein reichhaltiges Informations- und Interaktionsangebot. Neben den 38 vorbereiteten Einzelevents präsentierten viele Forschungseinrichtungen und von Industrieunternehmen geleitete Projekte in Ausstellungen den aktuellen Stand ihrer Forschung. So wurde beispielsweise am Stand des 6G-Forschungs-Hubs „6GEM“ eine Lösung für eine unterbrechungsfreie Mobilfunkversorgung in neuen hohen Frequenzen um 28 Gigahertz gezeigt. Diese wird mittels einer Augmented-Reality-Brille passend visualisiert, um die Wirkung von modularisierten passiven Reflektorelementen zu zeigen, die die Funkwellen genau dorthin lenken, wo sie benötigt werden. Passiv bedeutet, dass sie ohne elektrische Energieversorgung betrieben werden können.
Am zweiten Konferenztag haben mehrere Industrievertreter ihre Sicht auf die weitere Entwicklung von 6G präsentiert. Dr. Konstantinos Chalkiotis (Deutsche Telekom AG) erklärte, dass seiner Meinung nach 6G nicht unbedingt flächendeckend ausgerollt werden muss. Er erwartet, dass 6G eher eine gute Ergänzung zum zukünftigen 5G-Netz sein wird. Dr. Andreas Müller (Robert Bosch GmbH) erläuterte die Vision seines Hauses von 6G und mahnte dabei an, dass die Erwartungen an die kommende Technologie im Vorfeld nicht unrealistisch hoch ausfallen dürfen. Peter Merz (Nokia) zeichnete eine Zukunftsvision für 6G auf, in der der kommende Mobilfunkstandard revolutionäre Veränderungen nach sich ziehen kann, weswegen er einen flächendeckenden Ausbau von 6G mit Zuversicht erwartet.
Während der viertägigen Konferenz in Berlin fand zudem der zweite deutsch-japanische Forschungsworkshop „Beyond 5G/6G“ statt, der viele neue Themen für zukünftige Kollaborationen aufgezeigt hat. Zu diesen identifizierten Themen haben sich bereits auf der Konferenz neue Interessengruppen gebildet. Im Nachgang werden nun konkrete Projektideen über die Sommerzeit formuliert. Es ist geplant, dass diese neuen Kooperationen noch in diesem Jahr starten.
Von den insgesamt über 40 ausgestellten Exponaten wurden über 30 von den 6G-Forschungs-Hubs bereitgestellt. Dies belegt eindrucksvoll, dass die deutschen Forschungs-Hubs bereits nach nicht einmal zwei Jahren Projektlaufzeit wichtige Zwischenergebnisse vorzuweisen haben – von der Konzeptionierung bis zur Verwendung in zukunftsweisenden Anwendungsszenarien wie der Robotik oder der Medizintechnik. Auch die 18 mit Industriebeteiligung vorangetriebenen 6G-Projekte konnten trotz der bisher kurzen Projektlaufzeit von maximal zwölf Monaten bereits erste Demonstratoren ausstellen oder ihre konzeptionellen Ansätze präsentieren.
Teilnehmende und Veranstaltende waren sich einig, dass die Konferenz das Thema 6G wieder einen Schritt nach vorne gebracht hat. Viele der internationalen Gäste haben bereits angekündigt, auch beim nächsten jährlichen Vernetzungsevent wieder teilzunehmen. „Wir haben alle gesteckten Ziele erreicht. Jetzt wird es darum gehen, den gewonnenen Input gewinnbringend einzusetzen. Denn 6G mitzubestimmen, ist das gemeinsam erklärte Ziel von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik“, stellte der Koordinator der deutschen 6G-Plattform, Prof. Hans D. Schotten, zufrieden fest.