Im Doppelinterview erläutern Carlina Bennison und Dr. Michael Kreutzer vom Forschungszentrum ATHENE, wie sich ihr StartUpSecure-Gründungsinkubator in den vergangenen vier Jahren entwickelt hat und was zukünftig immer wichtiger wird.
Um erfolgreich ein Start-up in der IT-Sicherheit zu gründen und gute Ideen schneller in die Anwendung zu bringen, braucht es ein ordentliches Paket an Hintergrundwissen. Wie entwickle ich ein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell? Was muss ich bei Gründungen aus der IT-Sicherheitsforschung beachten? Welche rechtlichen und finanziellen Aspekte sind für mich relevant?
Diese und weitere Fragen werden seit Dezember 2017 im Rahmen der Initiative StartUpSecure des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an den Kompetenzzentren der IT-Sicherheitsforschung in Darmstadt (ATHENE), Karlsruhe (KASTEL) und Saarbrücken (CISPA) sowie an der Ruhr-Universität Bochum von den dort eingerichteten Gründungsinkubatoren beantwortet. Im Rahmen der Initiative werden die Inkubatoren sowie gründungswillige Forschungsteams und deren Projekte und Start-ups im Bereich der IT-Sicherheit gefördert – von der Ideenphase über die Ausarbeitung und Entwicklung der Ideen in Richtung marktfähige Produkte und Dienstleistungen bis hin zur Unternehmensgründung. Ziel der Initiative ist es, die Anzahl und Qualität von technologieorientierten Neugründungen aus der IT-Sicherheitsforschung heraus zu erhöhen und Start-ups bestmöglich auf ein erfolgreiches Agieren am Markt vorzubereiten.
Frau Bennison, wie groß ist der Bedarf an Beratungen für Start-ups in der IT-Sicherheit?
Carlina Bennison: Die Nachfrage steigt. Gerade auch hier aus ATHENE heraus, dem Nationalen Forschungszentrum für Angewandte Cybersicherheit, an dem wir unseren Sitz haben. Wir erhalten Anfragen von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Karrierestufen, von Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Zudem kommen Industrie-Teams aus ganz Deutschland auf uns zu.
Herr Kreutzer, welchen Themen widmen sich die von Ihnen unterstützen Start-ups inhaltlich?
Michael Kreutzer: Die Themen spiegeln Innovationen auf dem Gebiet wider und sind so breit wie die Cybersicherheit selbst. Wir haben beispielsweise Start-ups mit Geschäftsmodellen in Post-Quanten-Kryptografie, Quantenschlüsselaustausch, Effektivität von Awareness-Maßnahmen, sichere Cloud-Nutzung, vollautomatische Netz-Scans, Sicherheitsfunktionen auf Hardwareebene, Softwaresicherheit und neuen IT-Forensikmethoden.
Gibt es Beratungsbereiche, die besonders gefragt sind?
Michael Kreutzer: Die Beratung bezüglich der Geschäftsmodelle wird erwartungsgemäß immer abgefragt. Bei Cybersicherheits-Start-ups spielen zudem Fragen der zu beachtenden Rechtsvorschriften und der Compliance eine große Rolle. Fragen in Richtung technischem Marktwissen werden besonders stark nachgefragt, da der Markt unübersichtlich ist und es sich um eine lebendige Innovations-Community handelt.
Frau Bennison, Sie haben im vergangenen Jahr zusätzlich ein Accelerator-Programm mit dem Namen „SpeedUpSecure“ ins Leben gerufen, um ausgewählte Start-ups noch intensiver unterstützen zu können. Im März wurden drei der zehn von Ihnen geschulten Start-ups von einer Jury prämiert. Welche Start-ups sind das und warum wurden sie ausgewählt?
Carlina Bennison: Die Entscheidung ist unserer hochkarätig besetzten Jury nicht leichtgefallen, da alle Teams mit ihren Lösungen überzeugten. Durch die Prämierung besonders hervorgehoben wurde mit dem ersten Platz das Start-up Quantum Optics Jena , da seine Deep-Tech-Lösung langfristig einen international starken Impact haben wird. Mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde DeepSign , die mit ihrer Lösung darauf abzielen, Passwörter abzuschaffen. Das Start-up LocateRisk erhielt den dritten Platz für eine innovative Lösung, die Cybersicherheitsrisiken von außen messbar macht.
Werden die geförderten Projekte auch untereinander vernetzt?
Carlina Bennison: Die Vernetzung der geförderten Projekte untereinander erzeugt eine Win-win-Situation, die wir mit gezielten Maßnahmen fördern. Es finden regelmäßige Treffen statt, bei denen sich die Teams zu aktuellen Themen austauschen. Auch der Accelerator bietet Raum für den Dialog und die gegenseitige Unterstützung.
Michael Kreutzer: Außerdem arbeiten wir eng mit den anderen beiden Forschungszentren und der Ruhr-Universität zusammen. Von der Vernetzung und dem gegenseitigen Austausch profitieren natürlich auch unsere Start-ups.
Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn der Initiative?
Michael Kreutzer: Am Anfang war unklar, ob wir eine „Aktivierung“ von gründungsaffinen Innovationsteams schaffen. Durch die Vorzüge von ATHENE gelang dies überraschend schnell und gut: Allein letztes Jahr hat ATHENE sieben junge Unternehmen erfolgreich begleitet. Eine dauernde Freude ist, dass wir Teil einer vom BMBF initiierten Erfolgsgeschichte sind: ATHENE-Start-ups wachsen in allen Dimensionen und räumen Preise ab.
Was planen Sie für die Zukunft?
Michael Kreutzer: Aktuell messen wir, welche unserer Maßnahmen und Angebote besonders erfolgreich sind und welche noch verbessert werden können. Anhand der Erkenntnisse richten wir unsere weiteren Aktivitäten bezüglich Effektivität und Effizienz aus.
Carlina Bennison: Ganz konkret planen wir die nächste Runde unseres Accelerator-Programms „SpeedUpSecure“, für das sich Teams mit Cybersicherheits-Innovationen ab sofort bewerben können.