Am 20. und 21. November 2023 fand in Jena der Digital-Gipfel der Bundesregierung statt. Rund 1.000 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten über Themen und Lösungsansätze zur digitalen Transformation in der Zeitenwende. Mit dabei waren auch Projekte aus dem Förderbereich „Vernetzung und Sicherheit digitaler Systeme“.
Beim diesjährigen Digital-Gipfel in Jena kamen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um über eine nachhaltige, resiliente und zukunftsorientierte digitale Transformation zu diskutieren. Themen aus dem Förderbereich „Vernetzung und Sicherheit digitaler Systeme“ wie Cybersicherheit, 6G-Mobilfunk und Resilienz spielten dabei eine wichtige Rolle.
In einem Fishbowl-Format mit dem Titel „Resilienz in der hypervernetzten Gesellschaft“ diskutierten vier Expertinnen und Experten mit einem wechselnden Gast aus dem Publikum unter der Leitfrage: „Was müssen wir tun, um Resilienz in einer hypervernetzten Gesellschaft zu erreichen?“. Prof. Dr. Frank Fitzek von der TU Dresden moderierte den Austausch, der die Themenfelder zukünftiger Netzinfrastrukturen und IT-Sicherheitstechnologien für die hypervernetzte Gesellschaft betraf. Dabei kam aus dem Publikum die Frage auf, welchen Herausforderungen man gegenübersteht, wenn praktisch alle Dinge untereinander und mit Menschen vernetzt sind. Insbesondere über das Themenfeld Gesundheit wurde dabei stark diskutiert. Es ging etwa darum, wie in Zukunft Massen an Vitaldaten sicher übertragen werden können oder wie sich medizinische Geräte wie Herzschrittmacher so entwickeln lassen, dass sie möglichst sicher gegenüber Hackern sind. Dr. Ralf Irmer von Vodafone Deutschland sagte, dass smarte Geräte immer mehr medizinische Funktionen bieten und damit die Gesundheit von Menschen erheblich verbessern könnten. Jedoch dauere der Prozess der Zertifizierung von Medizinprodukten aktuell zu lange, was innovationshemmend wirke. Er sprach sich dafür aus, diesen Ablauf deutlich zu beschleunigen, um wichtige Innovationen nicht zu verzögern oder gar zu verhindern.
Prof. Dr. Dorothea Kolossa von der TU Berlin hob im Hinblick auf die Stärkung einer hypervernetzten Gesellschaft die Bedeutung des Kampfes gegen Desinformation hervor. Der Wahrheitsgehalt von Informationen im Netz sei zunehmend schwieriger zu beurteilen, was vor allem darin begründet sei, dass technologische Neuerungen gefälschtes Bild- und Videomaterial täuschend echt aussehen lassen oder dass Text, der durch große Sprachmodelle erstellt wird, mittlerweile äußerst natürlich wirkt. Mit den Projektpartnern von CORRECTIV, der Ruhr-Uni Bochum und der TU Dortmund wird solchen Fragen im aktuell laufenden Forschungsprojekt noFAKE nachgegangen.
Dr. Michael Kreutzer vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT setzte sich für eine starke Rolle der IT-Sicherheitsforschung ein. So müsse das Netz der Zukunft mit einer Zero-Trust-Architektur aufgebaut werden, also auf Basis der Grundannahme, dass weder interne noch externe Netzwerke vertrauenswürdig sind. Folglich müssten permanent alle Aktivitäten in Netzwerken streng kontrolliert und überwacht werden. Aus praktischer Sicht brachte Dr. Ralf Irmer jedoch ein, dass nur eine Minimal-Trust-Architektur umsetzbar sei, also ein Mindestmaß an Vertrauen vorhanden sein muss. Nur so sei das Netz beherrschbar. Dies sei besonders wichtig, wenn nicht oder nur eingeschränkt vertrauenswürdige Hardware in den Netzinfrastrukturen eingesetzt werde. An dieser Stelle kam aus dem Publikum die Frage auf, wie es um die Resilienz der heutigen Netze bestellt sei und wie in der Folge die Netze der Zukunft aufgestellt sein müssen. Hierzu bestätigte Dr. Irmer als Vertreter des großen Netzbetreibers Vodafone, dass schon seit längerer Zeit Resilienzpläne von Telekommunikationsunternehmen existieren. In Zukunft gelte es jedoch, die Netze technisch in die Lage zu versetzen, mit höherer Automatisierung eigenständig Störungen, Katastrophen oder Angriffe festzustellen, um noch unmittelbarer auf solche Ereignisse reagieren zu können.
Konsens unter den Beteiligten bestand darin, dass wir in der hypervernetzen Welt von morgen nur sicher werden leben können, wenn wir in Deutschland und Europa nachhaltig Resilienz aufbauen, also eine Widerstandsfähigkeit für vernetzte Technologien und für uns als vernetzte Gesellschaft herstellen. Damit dies gelingen kann, fördert das BMBF Forschung für Cybersicherheit und moderne Kommunikationstechnologien, unter anderem im Rahmen der Leitinitiative Hyperkonnektivität.
Im Rahmen des Digital-Gipfels veranstalteten die Stadt Jena und der Freistaat Thüringen den „Markt der digitalen Möglichkeiten“ – eine an die breite Öffentlichkeit gerichtete Messe, die aufzeigte, wie digitale Technologien bereits in verschiedenen Lebensbereichen integriert sind und unseren Alltag beeinflussen. Zu sehen und erleben gab es unter anderem immersive Pilotentrainings, Virtual-Reality-Anwendungen in allerlei Facetten und vieles mehr.
Im Rahmen dieser Leistungsschau zu Digitaltechnologien stellten auch Forschende aus dem Förderbereich „Vernetzung und Sicherheit digitaler Systeme“ ihre Arbeiten vor. Vertreterinnen und Vertreter des Forschungshubs 6G-life (siehe Bild 1 in diesem Artikel) , der Initiative QuNET sowie der Projekte 6G-ANNA und 6G NeXt zeigten in Jena Bürgerinnen und Bürgern, welchen Nutzen ihre Entwicklungen bringen können. Zudem wurde das Online-Spiel „Tonis Escape“ präsentiert, mit dem sich unterhaltsam die Welt der IT-Sicherheitsforschung entdecken lässt. Das BMBF hat mit dem Spiel kürzlich den zweiten Platz beim Kindersoftwarepreis TOMMI in der Kategorie Bildung belegt.