Die 5G-Forschungscommunity hat sich zur Jahrestagung 2019 in Dresden getroffen, um über Forschungsergebnisse und künftige Herausforderungen zu diskutieren.
Bei der Jahrestagung „Future Industrial Communication” trafen sich am 30. September in Dresden die Projektbeteiligten der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsinitiative „Industrielle Kommunikation der Zukunft“. Es galt, das bisher Erreichte zu reflektieren und gemeinsam in die Zukunft zu blicken. Vertreterinnen und Vertreter der Projekte stellten ihre Forschungsergebnisse vor und gaben in ihren Vorträgen Impulse für die künftige Entwicklung und Anwendung von 5G in der Industrie. Dabei ging es auch um die speziellen Erfordernisse an die industrielle Vernetzung im Hinblick auf Themen wie Virtualisierung von Netzwerkfunktionen, hochflexible Fertigungsprozesse oder die Fernsteuerung mobiler Maschinen und Roboter. Im Blickpunkt war dabei zum Beispiel das Projekt „TACNET 4.0“: Dr. Peter Rost von den Nokia Bell Labs berichtete, wie die Architektur eines Netzwerks für die Industrie 4.0 aussehen müsste, das 5G integriert. Er zeigte konkrete Wege auf, wie Firmen in der Automation und Fertigung 5G-Netze selbst betreiben können.
In den Vorträgen und Diskussionen zeigte sich, dass die Projektbeteiligten im Aufbau und Betrieb dieser lokalen, nicht-öffentlichen 5G-Netze eine besondere Chance für Unternehmen sehen. Denn diese firmeneigenen Netze böten ein enormes Potenzial für Innovationen – und Forschung könne einen wichtigen Beitrag leisten, um diese möglich zu machen. Deshalb untersuchen Forscherinnen und Forscher bereits jetzt in unterschiedlichen, vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekten, wie sich auf Basis lokaler 5G-Netze die industrielle Kommunikation der Zukunft gestalten lässt. So wird zum Beispiel im Projekt „5G-Insel“ erforscht, wie Unternehmen lokale 5G-Lösungen zur Vernetzung drahtlos gesteuerter Maschinensysteme in der Produktion nutzen können. Die Projektverantwortlichen um Professor Frank Fitzek von der TU Dresden stellten einen eigens entwickelten „5G-Container“ vor, mit dessen Hilfe sich zu Forschungszwecken schnell und unkompliziert ein lokales 5G-Netz aufbauen lässt. So erhalten Unternehmen die Möglichkeit, im realen Umfeld die Chancen der Technologie auszuloten.
Dr. Norman Franchi, Koordinator des Industrial Radio Lab Germany (IRLG) von der TU Dresden, gab in seinem Vortrag den Start des Projektes bekannt. Ziel des IRLG ist es, wissenschaftlich-technische Fragestellungen aktueller und zukünftiger industrieller Funkkommunikationssysteme zu erforschen, Innovationen zu entwickeln und Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen. Zudem soll das IRLG über die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure den Wissenstransfer für eine digitalisierte Gesellschaft sichern. Das IRLG ist als Verbund von vier verteilten Forschungs- und Entwicklungslaboren in Dresden, Kaiserslautern, Bremen und Magdeburg organisiert. Die regional verankerten Labore sind eng mit kleinen und mittleren Unternehmen vernetzt, um den Transfer der Forschungsergebnisse in die Anwendung zu sichern.
Auch in der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Deutschland für 5G in der Industrie gut aufgestellt ist. So sei, so der Konsens, die deutsche Wirtschaft besonders stark in den Bereichen Automatisierung und Automotive und genieße international höchstes Ansehen in Technologiefragen. Diese Basis gelte es als Chance zu nutzen – Deutschland könne so für industrielle Lösungen Vorreiter in der industriegerechten 5G-Nutzung werden. Hierfür sei Forschung besonders wichtig.
Dr. Gunnar Schomaker, Leiter des Begleitforschungsprojekts „Innovationsplattform für 5G: Industrielles Internet“ vom Software Innovation Campus Paderborn, fasste in seinem Vortrag die wichtigen künftigen Herausforderungen für die 5G-Forschung zusammen: „Das Ziel der flächendeckenden Einführung von 5G oder beispielsweise die Nutzung im industriellen Kontext wirft offene Fragen unter anderem zu lokalen, industriellen Netzwerken, der Wirtschaftlichkeit, den Umweltauswirkungen und Gesundheitsaspekten, Service-Umgebungen und Architekturen, wie der Nutzung von Virtualisierung oder dynamischen Infrastrukturen auf.“
In Dresden versammelte sich vom 30. September bis 2. Oktober 2019 die Elite der internationalen 5G-Forschung. Die Jahrestagung der BMBF-Forschungsinitiativen zu 5G fand erstmals als Teil der internationalen wissenschaftlichen Leitkonferenz „IEEE 5G World Forum“ statt. Diese stand ebenso wie der „IEEE 5G Summit“ am 1. Oktober unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek.
Ob vernetztes Fahren, Augmented Reality oder Industrie 4.0: 5G ist mehr als nur ein neuer Mobilfunkstandard. Es verbindet die physische mit der digitalen Welt und verspricht, Anwendungen einen enormen Schub zu verleihen, bei denen Menschen und Maschinen auf engstem Raum, in kürzesten zeitlichen Abständen und mit hoher Zuverlässigkeit kommunizieren. Vor kurzem hat die Bundesnetzagentur die 5G-Frequenzen in Deutschland an Telekommunikationsunternehmen zugeteilt – damit ist der Startschuss für den 5G-Ausbau hierzulande gefallen.
Bereits seit 2013 fördert das BMBF die Entwicklung 5G-relevanter Kommunikationstechnologien: Die Forschungsinitiative „Industrielle Kommunikation der Zukunft“ ist mit 19 Verbundprojekten, 25 Großunternehmen, 33 kleineren und mittleren Unternehmen, 15 Universitäten und neun universitären Forschungseinrichtungen ein Flaggschiff des Bundesforschungsministeriums. In den drei Forschungsschwerpunkten „Zuverlässige drahtlose Kommunikation in der Industrie“, „5G: Industrielles Internet“ und „5G: Taktiles Internet“ fördert das BMBF innovative Projekte, bei denen Telekommunikationsnetzbetreiber, Technologieausrüster, Anwender aus der Industrie und Forschungsinstitutionen zusammenarbeiten. Die Forschungsergebnisse und die projektübergreifenden Diskussionen hatten zum Beispiel maßgeblichen Einfluss auf die Standardisierung der neuen Mobilfunkgeneration 5G.